Hafermühle PFLUG, Dippoldiswalde

Von der Hafermühle PFLUG gibt es in der Sammlung der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg verschiedene Bildmaterialien, Druckplatten, Texte und sogar nicht angebrochene Rollen einer Rohkost-Haferflocke.

Die Objekte wurden 1990 und 1997 durch den zeitweilig in Dippoldiswalde ansässigen Müller Jürgen Wolf geborgen. Die Hafermühle wurde 1990 durch die Treuhand stillgelegt. Damit stand die Vernichtung der gesamten Betriebsanlage bevor. Eine leitende Mitarbeiterin vertraute dieser Objekte Herrn Wolf zur Aufbewahrung an, sodass sie heute seltene Zeitzeugen sind.
Der Mühlenstandort der Hafermühle PFLUG geht zurück in das 16. Jahrhundert. Im 18. und 19. Jahrhundert befand sich dort ein Erzpochwerk. Die Hafermühle warb später mit ihrer Gründung 1850, doch erst 1892 kaufte Louis Schmidt die wassergetriebene Mühle und baute sie zu einer der bekanntesten deutschen Hafermühlen aus.

Die Wortmarke „PFLUG“ wurde 1925 beim Patent- und Markenamt eingetragen. Das Unternehmen setzte die Möglichkeiten ihrer Zeit zur Bewerbung ihrer Produkte innovativ ein. Unter dieser Marke stellte die Firma verschiedene Haferprodukte her. Neben Hafermehl und -mark war die Rohkost-Haferflocke „Haroh“ ein beliebtes Produkt, auch überregional. Das Unternehmen warb vor allem mit dem Verweis auf das Wohl der Kinder. Die Haferflocken werden zudem bildlich im Zusammenhang mit selbstgemachten Keksen an der erwachsenen Kaffeetafel gezeigt als auch zu pikanten Rezepten. Als Werbemittel brachten sie ein eigenes Kochbuch heraus. Die Hafermühle PFLUG fertigte Produkte speziell für die Reformhäuser. So ist das Logo „Neuform“ auf den Verpackungen zu sehen. In der DDR lief die Produktion weiter, nun im volkseigenen Betrieb VEB PFLUG Hafernährmittel Dippoldiswalde. 1991 wurde die Produktion eingestellt.

Heute befindet sich der Gebäudekomplex an der B170 in einem ruinösen Zustand und wird seit 2014 abgerissen. Nur der Mittelbau steht unter Denkmalschutz und muss erhalten bleiben: Die Gewölbe im Erdgeschoss und der Giebel zur Straße hin sind mit dem Putzrelief, das einen PFLUG darstellt, eine Besonderheit.

Bei den Sammlungsobjekten handelt es sich vor allem um Bilder, die für Werbezwecke erstellt worden sind. Meist zeigen sie die Zubereitung einer Speise mit den Produkten der Marke PFLUG. Unter anderen handelt es sich um Werbetafeln, die in Schaufenster von Läden gestellt wurden, um für das Produkt zu bewerben. Andere graphische Abbildungen, die neben dem Produkt noch den Ort des Erwerbs angeben, wurden in Kinos beim Wechsel der Filmrollen an die Wand geworfen. Auf diese Weise machten die Werbenden nicht nur auf das Produkt, sondern auch auf ihren Laden aufmerksam.

Grundlegend zeigt die Sammlung nicht nur die Bedeutung der Hafermühle PFLUG, sondern spiegelt auch die Werbe-Maßnahmen der damaligen Zeit wider.

Dieses Projekt wurde gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) des Landes Brandenburg.